Kraftwerk Bannwil

Elektrifikation

Man könnte sagen, dass im Jahr 1891 die Elektrifizierung im Oberaargau mit dem Bau des Wasserkraftwerks Wynau Einzug hielt. Neun Jahre später wurde mit dem Bau des Wasserkraftwerks Bannwil begonnen, welches schliesslich 1904 seinen Betrieb aufnahm. Das Kraftwerk produzierte Strom im Überfluss, der jedoch verbraucht werden musste. So kamen alle Bannwiler Haushalte in den Genuss von „Gratisstrom“ in Form von 1 PS Kraftstrom. Damals gab es 3 verschiedene Bezugsarten. Zum einen den Lichttarif (30-50 Rp. / KWh) je nach Bezugsmenge, dann den Wärmetarif ( 4Rp. Nacht und 8 Rp. Tagestarif ) für Heizungen (z.B. Elektrische Glätteeisen / Boiler etc.) und den erwähnten Kraftstrom für Elektromotoren (10 – 20  Rp. pro kWh). Damit nicht geschummelt werden konnte gab es 3 verschiedene Steckdosentypen. Die damals verwendeten Typen:
– die Lichtsteckdose, Vorläufer der heutigen Steckdose
– die Wärmesteckdose mit je einem schmalen waagerechten und einem senkrechten Pol
– die Industriesteckdose

Betriebswehr

In den ersten acht Betriebsjahren gab es keine nennenswerten Vorfälle. Jedoch passierte am 26. Juli 1912 das Unvorstellbare! Durch eine Ölschalter-Explosion kam es zum Brand im Kraftwerk (Kraftwerkbrand –>). Da man den Strom weder sehen noch riechen kann, ist es meistens zu spät wenn man ihn spürt. So war die damalige Feuerwehr Bannwil wohl auch etwas überfordert mit dem Brand und den Löschmassnahmen. Aufgrund dieser Tatsache setzte sich bei der damaligen Aktiengesellschaft Elektrizitätswerk Wangen a/A die Erkenntnis durch, dass es besser ist für solche Ereignisse geschulte Leute in den eigenen Reihen zu haben. Damit war der Grundstein für die Betriebswehr des Kraftwerks Bannwil gelegt. Die Betriebswehr bestand aus 4 – 5 Personen. Eher verwunderlich war aber die Ausrüstung der Truppe mit Militärstahlhelmen für den Einsatz im Hochspannungsbereich. Jedoch schon früh, noch vor der Feuerwehr Bannwil, besass die Betriebswehr Atemschutzgeräte.
Mit der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks (1970) wurde auch die Ausrüstung erneuert. Es kamen neue Atemschutzgeräte vom Typ Pressluftatmer zum Einsatz.
Erst im Jahr 1977 wurde die Betriebswehr des Kraftwerks als eigenständiger Atemschutz in die Feuerwehr Bannwil eingegliedert.
Glücklicherweise blieb das Kraftwerk von weiteren grossen Ereignissen verschont, bis auf einen Kabelbrand 1985 in der 50’000 V Leitung. Trotz einer starken Rauchentwicklung versuchte man zum Brandort vorzudringen. Erst jetzt wurde bewusst, welch grosse Hitze dabei entwickelt wurde, denn der Betonboden war siedend heiss. Sogar die darüber liegenden Steuerkabel seien ineinander verschmolzen. Dieses Ereignis hatte im Nachhinein noch zwei Nebenschauplätze. So musste zum einen die Kabelfabrik Cossonay auf einen pensionierten Italiener zurückgreifen, welcher noch das Wissen für die Reparatur eines 50’000 V Kabels hatte. Andererseits musste fast die Hälfte des Kraftwerkes aufwändig gereinigt werden. Die beim Brand entwickelten Gase waren so aggressiv, dass sogar ein Jahr danach weitere Anlageteile aufgrund von erneuter Rostbildung gereinigt werden mussten.

Ende der Betriebswehr

Mit dem Verbund der Feuerwehren Aarwangen-Bannwil-Schwarzhäusern zur Feuerwehr Aare (2003), wurde auch die Betriebswehr des Kraftwerks aufgelöst und die Verantwortung an die neue Feuerwehr Aare übergeben. Fortan fanden sehr viele Atemschutzübungen im Kraftwerk statt um sich einerseits mit den Örtlichkeiten und andererseits mit der Thematik Strom vertraut zu machen.


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